Radiojodtherapie
Was ist eine Radiojodtherapie?
Die Radiojodtherapie ist eine nuklearmedizinische Behandlungsmethode, die bereits seit ca. 70 Jahren weltweit erfolgreich im Bereich der Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt wird. Wird dem Körper peroral in einer Kapsel radioaktives Jod zugeführt, so kommt es zu einer Anreicherung in der Schilddrüse. Die Beta-Strahlung mit einer mittleren Reichweite von ca. 0,5 mm führt zur Zerstörung der Schilddrüsenzellen – insbesondere der krankhaft veränderten Zellen
Die Radiojodtherapie nutzt die Eigenschaft der Schilddrüse, Jod aufzunehmen und zu speichern. Dabei werden radioaktives und nicht aktives Jod gleichermaßen von den Schilddrüsenzellen aufgenommen und verstoffwechselt wie nicht aktives Jod. Wird dem Körper also radioaktives Jod angeboten, so nimmt die Schilddrüse dieses konzentriert in sich auf. Hier führt es nach Freisetzung der Strahlungsenergie zu einer Zerstörung der Schilddrüsenzellen – insbesondere auch der krankhaft veränderten Zellen – wobei die entstandenen Zelltrümmer durch körpereigene Mechanismen abtransportiert werden.
Komplikationen oder Nebenwirkungen sind für die behandelten Patienten nicht zu erwarten, da das radioaktive Jod im Körper nur eine mittlere Reichweite von ca. 1 mm hat, sodass die im Umfeld der Schilddrüse liegenden Gewebestrukturen nicht erreicht werden. Die verbreitete Angst vor radioaktiver Strahlung ist bei dieser sehr gezielten Therapieform daher unbegründet. Weder besteht ein erhöhtes Risiko an einem Schilddrüsenkrebs zu erkranken, noch an einem Krebs anderer Organe.
Wann wird die Radiojodtherapie angewandt?
Die Radiojodtherapie wird bei Schilddrüsenerkrankungen durchgeführt. Indikationen sind sowohl gutartige als auch bösartige Erkrankungen.
Liegt eine gutartige Schilddrüsenerkrankung vor, so kann eine Radiojodtherapie beispielsweise zur Verkleinerung der Schilddrüse, zur Ausschaltung einer Überfunktion oder zur Behandlung eines Morbus Basedow durchgeführt werden.
Außerdem ist die Radiojodtherapie ein sehr effektives Therapieverfahren bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs. Im Einzelfall kann eine Schilddrüsen-Operation vermieden werden.
Wie wird die Radiojodtherapie durchgeführt?
Vor der Radiojodtherapie führen wir ambulant in der Praxis an drei aufeinanderfolgenden Tagen Messungen durch, um die optimale Jodmenge für die Patienten zu berechnen. Die Gabe der individuell hergestellten Kapsel erfolgt dann wenige Wochen später stationär in der Klinik für Nuklearmedizin im Klinikum Bielefeld-Mitte. Aufgrund des Strahlenschutzgesetzes dürfen die Patienten während des ca. drei- bis fünftägigen Aufenthaltes weder die Station verlassen noch Besuch empfangen.
Patienten, die in der Schilddrüsensprechstunde der DIRANUK vorstellig werden, bringen bitte eine Überweisung ihres behandelnden Arztes mit – für gesetzlich versicherte Patienten ist diese zwingend erforderlich. Empfehlen die Ärzte eine Radiojodtherapie, wird in der Praxis ein Radiojodtest durchgeführt. Dabei erhält der Patient am ersten Tag eine Kapsel mit diagnostischer Jod-Aktivität. Nach zwei Stunden wird gemessen, wie viel Aktivität die Schilddrüse noch aufweist. Für weitere Messungen müssen sich die Patienten nach 24 Stunden und nach 48 Stunden erneut in der Praxis einfinden. Auf diese Weise erhalten die Ärzte Rückschlüsse darüber, wie die Schilddrüse Jod verarbeitet und wie viel radioaktives Jod die individuell hergestellte Kapsel zur Therapie benötigt. Die Radiojodkapsel erhalten die Patienten dann am Aufnahmetag in der Klinik.
Wichtig zu beachten: Bei Frauen im gebärfähigen Alter muss vor Beginn der Radiojodtherapie eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Radiojodtherapie bei bösartigen Schilddrüsenerkrankungen
Wurde z.B. im Rahmen einer Operation eine Schilddrüsenkrebserkrankung festgestellt und eine anschließende Radiojodtherapie für notwendig erachtet, so wird diese ca. drei Wochen nach der OP durchgeführt. In dieser Zeit dürfen keine Schilddrüsen-Hormonpräparate eingenommen werden. Die Jodzufuhr, z.B. durch jodhaltige Kontrastmitteluntersuchungen, muss möglichst gering gehalten werden, damit die noch verbliebenen Schilddrüsen-Zellen möglichst jodarm sind und das Bestreben haben, viel Jod aufzunehmen. Zu Beginn des Aufenthalts auf der Therapiestation wird zunächst eine geringe Menge radioaktiven Jods in Form einer Kapsel verabreicht, um in einem Test (Radiojodtest) die Größe des verbliebenen Schilddrüsenrestes und dessen Jodaufnahmefähigkeit zu bestimmen. In Abhängigkeit davon wird die zu verabreichende Therapieaktivität festgelegt. Dann erst erfolgt die Behandlung mit einer größeren therapeutisch wirksamen Menge radioaktiven Jods. Eine Schilddrüsenunterfunktion durch vorheriges Absetzen der Schilddrüsen-Hormonpräparate ist bei den drei Tage andauernden stationären Aufenthalten im Rahmen der Radiojoddiagnostik nicht erforderlich, da wir Ihnen ersatzweise rekombinantes TSH (Thyrogen®) spritzen können.
Was sind die Vorteile der Behandlung in der DIRANUK?
Um den Klinikaufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, verfügen die modernisierten und freundlichen Patientenzimmer über Fernseher, Telefon und WLAN für den Internetzugang. Ein Aufenthaltsraum bietet Kaffeespezialitäten sowie eine gut sortierte Bücherecke. Zudem wird der Zugang auf eine Außenterrasse mit Blick in den Mildred-Scheel-Park ermöglicht. Zur Aufrechterhaltung Ihrer Fitness dient ein mit Ergometer und Crosstrainer ausgestatteter Fitnessraum.
Der hohe Patientenkomfort wird unterstützt durch eine außergewöhnliche ärztliche Kompetenz. Als Nuklearmediziner der Praxis DIRANUK und des Klinikums Bielefeld verfügen die Fachärzte mit ca. 450 Behandlungen pro Jahr über eine langjährige Expertise und damit über eine große Routine in der Durchführung der Radiojodtherapie. Weiterhin steht Ihnen auf der Therapiestation eine erfahrene Schwester zur Seite, die für eine fachkundige sowie persönliche und freundliche Betreuung sorgt. Vervollständigt wird das Kompetenzteam durch die Medizinphysik-Experten der DIRANUK und des Krankenhauses, die in einer beispielgebenden Kooperation auf der Station zusammenarbeiten.
Dabei entspricht die apparative und methodische Ausstattung der DIRANUK und der Klinik für Nuklearmedizin dem Gesamtspektrum der benötigten nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie.
Die Kooperation der DIRANUK und des Klinikums zeichnet sich außerdem durch ein sehr gutes Zeitmanagement aus. Nach dem Radiojodtest in der Praxis DIRANUK können die Patienten in der Regel nach 2 bis 6 Wochen mit der Radiojodtherapie im Krankenhaus beginnen.
Sowohl die nuklearmedizinische Praxis der DIRANUK als auch das Klinikum Mitte liegen zentral in der Bielefelder Innenstadt bzw. im Stadtteil Mitte und sind mit allen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Straßenbahn- und Bushaltestellten sind nur wenige Minuten entfernt. Von der Praxis DIRANUK erreichen Sie den Bielefelder Hauptbahnhof sogar fußläufig. Für Autofahrer ist der Ostwestfalendamm mit Anbindung zur A2 schnell zu erreichen. An beiden Standorten wird außerdem durch die anliegenden Parkhäuser für genügend Parkfläche gesorgt.
Was sollte der Patient nach der Behandlung beachten?
Der Therapieeffekt tritt in der Regel nach 2 bis 3 Monaten ein. Bei Patienten mit bösartigen Schilddrüsenerkrankungen werden, in Abhängigkeit von der Art, Größe und Ausdehnung des behandelten Schilddrüsentumors, in zuvor geplanten zeitlichen Abständen zunächst regelmäßige stationäre (Radiojoddiagnostik) und später auch ambulante Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
Bei Patienten mit Schilddrüsenkrebs sollen mit den Nachsorge-Untersuchungen einerseits die Erfolge der durchgeführten Radiojodtherapien dokumentiert und andererseits mögliche Metastasen frühzeitig aufgespürt werden. Je länger der Zeitpunkt der OP zurückliegt, umso seltener und in größeren zeitlichen Abständen werden stationäre Kontrollen durchgeführt, eine lebenslange ambulante Nachsorge ist aber in jedem Fall notwendig.